Nächste Woche Dienstag wird es spannend:
Ich lade zur Filmvorführung von „Pre-Crime“ einem Dokumentarfilm, der sich mit verschiedenen Ansätzen des predictive policing befasst. Predictive policing ist die Idee, dass durch die automatisierte Auswertung von Daten früherer Straftaten vorhergesagt werden kann, welche Straftaten zu erwarten sind.
Der Vorführung geht voraus ein Gespräch mit Prof. Dr. Johannes Caspar, dem Hamburgischen Datenschutzbeauftragten, Dr. Nils Zurawski von der Uni Hamburg und Tim Burkert, dem Vorsitzenden der Strafverteidigervereinigung Hamburg.
Ich selbst finde das sehr spannend, weil sich hier zwei Diskussionen kreuzen, die mich fortlaufend beschäftigen: Einerseits die Frage, wie sich Strafverfolgung weiter entwickelt, andererseits die Debatte um die Frage, wie Künstliche Intelligenz unser Leben verändert.
Hier gilt das Gleiche, wie bei allen anderen Debatten um Künstliche Intelligenz auch: Sie ist nicht per se schlecht oder gut. Auch hier gibt es das „shit-in-shit-out“-Problem, dass also diskriminierende Methoden offline digitalisiert zu diskriminierendem output von KI-Programmen führen. Und auch hier gilt, dass nicht alles neu ist. Denn natürlich haben Strafverfolgungsbehörden auch bislang versucht, aus einer Vielzahl von Informationen aus der Vergangenheit Tatmuster abzuleiten, um neue Straftaten verhindern oder unmittelbarer verfolgen zu können.
Der entscheidende Punkt ist, dass wir eine gesellschaftliche Entscheidung brauchen, wie weit der Einsatz von KI in dem Bereich gehen soll. Wenn jetzt dem Film „Pre-Crime“ von manchen vorgeworfen wird, er sei zu einseitig, dann ist das in Wahrheit gar keine Kritik. Es ist gut, wenn ein Film zu dem Thema provoziert, damit die Debatte in Gang kommt. Und es ist auch richtig, dass ein solcher Film das besondere Augenmerk auf die problematischen Seiten des Einsatzes von KI bei der Strafverfolgung legt.
Es ist schließlich unstreitig, dass die Aufbereitung von Daten, die sich lediglich auf die Sammlung von Tatorten etwa beim Wohnungseinbruch beschränkt (und so Polizei ihre Streifenfahrten gezielter planen kann) eine gute Sache ist. Es gibt aber gleichzeitig sehr beunruhigende Beispiele, wo versucht wird, die Wahrscheinlichkeit der Begehung von Straftaten – zum Teil auf Basis zweifelhafter Daten – einzelnen Personen zuzurechnen. Diese Personen können so vor dem Begehen einer Straftat zu Verdächtigen werden – ohne straffälliges Verhalten, ohne realen Grund.
Und wie wir mittlerweile auch wissen, gibt es de facto keine anonymen Daten, so dass bei vielen denkbaren Anwendungen von predictive policing sich ein Personenbezug ergibt.
Auf die Debatte und den Film freue ich mich!
Di. 22.1.19, 18:30 Uhr, MUT! Theater, Amandastraße 58